Die am linken Fladnitzufer gelegenen Häuser von Furth und Palt gehörten bis 1784 zum Pfarrgebiet der Nachbarpfarre Mautern (eine Ur-Pfarre von Göttweig). Aigen, sowie die „8 Pfarrgöttweiger Häuser“: Kirchengasse 12 (jetzt Pfarrhof), Kirchengasse 14 (Stiftskellerhaus), Kirchengasse 16 (Meierhof), Kirchengasse 23 (ehemalige Badstube; seit 1972 Franz Senftlechner), Kirchengasse 32 (ehemaliger Oblathof; seit 1952 Fam. Linskeseder), Herrengasse 35 (ehemaliger Ganzlehenhof; seit 1940 Fam. Zederbauer), Herrengasse 39 (ehemalige Stiftstaverne; Gasthaus Leitner/Rogl bis 2016[1]), Obere Landstraße 40 (ehemalige Neue Badstube; heute Hofbauer) wurden von der Stiftspfarre betreut.[2]
Vermutlich bereits vor dem Jahr 1457 gab es in Furth eine Bruderschaft, die den Hl. Sebastian sehr verehrte. Sie nannte sich „Sebastianibruderschaft“.
Eine an den alten Zehenthof des Stiftes Göttweig angrenzende, dem Hl. Wolfgang geweihte Kapelle, diente der Bruderschaft als Gotteshaus. Für deren Entstehung liegen keine Dokumente auf.
Im Jahr 1614 wurde beschlossen, die Kapelle, die im 1. Stock lag, um ein Kirchenschiff im Parterre nach Westen hin zu erweitern. Als Architekt stand der italienische Hofbaumeister Franciscus de Sylva zur Verfügung. Über dem Nordportal des Kirchenschiffes ist die Jahreszahl 1614 eingraviert. Der Bau wurde durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Grundstücksverkäufe finanziert.
1618 wurden die Kirche und der um sie angelegte Friedhof gesegnet.
In der Gegenreformation gab es nicht mehr tragbare Missstände und Praktiken (Ablasshandel, etc.).
Bereits Maria Theresia setzte erste Schritte, um diese Übel abzustellen.
Aber erst unter Joseph II. (1765-1790) konnten sich Reformen durchsetzen.
Durch das Toleranzpatent 1781 wurden auch evangelische und griechisch orthodoxe Gläubige anerkannt.
Auf Betreiben von Joseph II. kam es zur Gründung vieler kleiner Pfarren.
So wurde auch Furth, das bisher zum Teil zur Pfarre Mautern bzw. zur Stiftspfarre gehört hatte, am 15. April 1784 selbstständige Pfarre.
Der Further Ortsteil Oberfucha kam mit Tiefenfucha zur Pfarre Brunnkirchen, die Further Ortsteile Steinaweg und Kleinwien kamen zur Pfarre Paudorf.
Am 11. Oktober 1783 wurde die Sebastiani-Bruderschaft von Kaiser Joseph II. aufgelöst. Das verbleibende Vermögen wurde der neu gegründeten Pfarre zugeführt um damit ihre Errichtung zu finanzieren.
Die Auflösung der Bruderschaft hatte auch Auswirkungen auf die Wirtschaft in Furth: Der Weinverkauf ging beträchtlich zurück, die Taverne war nicht mehr so stark frequentiert, viele Handwerker hatten weniger Arbeit.
Die Verordnungen Josefs II. verlangten den Verkauf vieler Bilder und Statuen, da diese die "wahre Frömmigkeit" beeinträchtigen würden.
Im Laufe der Jahre konnten jedoch ein Vortragekreuz, eine Strahlenmonstranz und ein Drehtabernakel angeschafft werden.
1799 wurde ein neuer Hochaltar mit einem Altarblatt, das die Heiligen Wolfgang und Sebastian zeigt, angeschafft.
1809 wurde der Altar von den Franzosen im Zug der Schlacht am Wagram zerstört. Auch der Pfarrhof wurde arg verwüstet.
Danach setzten ruhigere Zeiten ein. Die Kirche und der Pfarrhof wurden innen und außen renoviert, die Orgel wurde mehrmals überholt, Seitenaltäre und Kanzel mit Bernsteinlack versehen und die Kirchenstühle erneuert.
Im 1. Weltkrieg mussten 2 Glocken und die Orgelpfeifen aus Zinn dem Staat abgeliefert werden.
In dieser Zeit änderte sich auch die Bevölkerungsstruktur:
Zur bäuerlichen Bevölkerung kamen immer mehr Arbeiter hinzu - bedingt durch eine Keramikfabrik, eine Ziegelfabrik und einen Steinbruch, die sich in dieser Zeit im Ortsgebiet bzw. in der Umgebung angesiedelt hatten. Die Arbeiter brachten einen antiklerikalen Geist in die Gemeinden und die Kirchenbesucher wurden weniger.
Im 2. Weltkrieg verstärkte sich diese Tendenz. Prozessionen wurden eingeschränkt. Firm- und Erstkommunionunterricht fanden in der Kirche bzw. in der Sakristei statt.
Die kleine Bronzeglocke wurde eingezogen, das Mauerwerk der Kirche war ohne Verputz.
1942 wurde der Pfarrhof in das Eigentum der Stadt Krems überführt.
1945 kam es zu einer schweren Beschädigung des Kirchendaches und der südseitigen Fenster.
Am 9. Mai 1945 wurde der Pfarrhof für 2 Tage von den Russen besetzt, die auf ihrem "Kurzbesuch" die Bevölkerung belästigten und Weinkeller plünderten.
In den Nachkriegsjahren konnte die Kirche wieder saniert und vier Glocken angekauft werden.
Im Jahr 1958 wurde eine Leichenhalle gebaut.
Im Zuge einer neuerlichen Innenrenovierung 1963/64 erfolgten die Restaurierung des Hochaltarbildes und die Installation einer Bankheizung, welche 2016 erneuert wurde.
Die bisher letzte Innenrenovierung fand im Jahr 1992 statt, bei der die Seitenaltäre sowie die Bänke restauriert und der Kirchenraum neu ausgemalt wurde.
Gabriele Teufner
Quellen:
P. Fux OSB, Ildefons: „Geschichte der Pfarre Furth“, in: Marktgemeinde Furth bei Göttweig (Hrsg.): Heimatbuch der Marktgemeinde Furth bei Göttweig, Eigenverlag der Marktgemeinde Furth bei Göttweig, 1985.
Fischer, Udo Eduard: Atlas der Pfarre Paudorf-Göttweig, Eigenverlag der Pfarre Paudorf, 2002.
Pfarrchronik, Pfarre Furth.
[1] Information über Schließung laut Ing. Josef Teufner
[2] vgl. Fischer, Udo Eduard: Atlas der Pfarre Paudorf-Göttweig